Gleich bei der Ankunft im Campingplatz nahe des Franz Josef Gletschers wurden wir nach unseren weiteren Plänen gefragt. Denn die Passstraße über den südlich gelegenen Haast Pass wurde in der vorangegangenen Nacht verschüttet. „Aber da das ja eine wichtige Straße sei“ – die einzige nämlich nach Süden auf der Westseite der Insel – „würde man alles daran setzen die Straße bis zum nächsten Tag wieder fahrbar zu machen“. Tatsächlich wollten wir weiter Richtung Süden, aber erst zwei Tage später nach unserer Besichtigung der Gletscher. Daher für uns erst mal kein Problem. Die Wiederöffnung des Passes wurde nun alle 6 Stunden um weitere 6 Stunden verschoben. So standen wir am Morgen des dritten Tages nun doch vor der Entscheidung, weiter zu warten oder den ganzen Weg zurückzufahren um über den nördlich gelegenen Arthurs Pass auf die Ostseite der Southern Alps zu gelangen.
Wir entschieden uns zu fahren. Und das war im Nachhinein gut so, denn durch weitere Erdrutsche sollte die Straße noch viele Tage gesperrt sein. So quälten wir unseren Bus über den 980 Meter hohen Arthurs Pass und fuhren auf der Ostseite die Inland Scenic Route #72 entlang der Alpen wieder nach Süden. Nach 642 Kilometer erreichten wir zwei Tage später den Aoraki, wie der Mount Cook von den Maori genannt wird – nur 30 Kilometer Luftlinie vom Franz Josef Gletscher entfernt. Langweilig wurde es uns auf der Strecke aber keinesfalls, denn die gesamte Strecke entlang der Southern Alps bietet spektakuläre Aussichten auf die schneebedeckten Berggipfel und die weiten Täler.
Unterwegs passiert man zwei Gletscherseen, den Lake Tekapo und den Lake Pukaki. Durch das von den Gletschern aus den Felsen geriebene „Gletschermehl“ strahlen die Seen in einem so intensiven Türkis wie wir es noch nie vorher gesehen hatten. Wir waren fasziniert von dem Panorama aus den Seen und der Bergkulisse rund um den Mount Cook. So erging es sicher auch den Erbauern der „Church of the good shepherd“ direkt am Ufer des Lake Tekapo, sie verzichteten sogar zugunsten des Panoramas auf das Altarbild.
Gegen Abend erreichten wir unseren Campingplatz direkt am Fuße des Mount Cook, dem mit 3754 höchste Berg Neuseelands. Von dort aus starteten wir ein paar kürzere Touren zum Tasman Glacier und zum Kea Point.